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Kir’ass – Gnadenlose Jäger

Das Wesen der Kir’ass ist grausam und skrupellos. Wilden Tieren gleich, töten sie alles, was ihnen über den Weg läuft. Ihre übermenschliche Stärke hat schon manchen braven Mann das Leben gekostet. Dieses Buch soll all jenen Mutigen und Törichten helfen, die keine Angst haben und den Düsterwald bereisen wollen. Ich habe zwölf Jahre in der Stadt unserer Herrin, Swarrogg, gelebt und das Leiden des Volkes erlebt. Der Sieg wird unser sein, möge die allumfassende Macht Raanas unseren Schwertarm stärken und alle Kreaturen der Finsternis vernichten.

Losch der Weise, im Jahre der Herrin 495 alte Zeit


Betrachten wir zunächst das Äußere der Kir’ass. Selten hat ein Mensch das wahre Gesicht der Wesen der Finsternis erblickt. Die wenigen unglücklichen Seelen bezahlten ihr Wissen mit dem Tod oder dem Wahnsinn. Aus den wirren Sprüchen und den Geschichten des Volkes kann man folgendes Bild zeichnen.

Der typische Kir’ass ist ungefähr zwei Meter groß und kräftig gebaut. Seine starken muskulösen Arme sind mühelos in der Lage eine Kuh oder ähnlich schwere Gewichte zu heben. Aber weitaus gefährlicher sind die Klauen dieser dunklen Kreaturen. Die langen schwarzen Krallen können einem Mann ohne Probleme die Kehle herausreißen und viele erfahrene Krieger, die gegen diese Monster gekämpft haben, berichteten, wie ihnen Kettenhemden und andere schwere Rüstung einfach zerrissen wurde. Ein Kir’ass kann hohe Mauern erklimmen, tiefe Abgründe überspringen und so schnell wie ein Pferd zu laufen. Noch nie gelang es einen dieser gnadenlosen Jäger lebendig zu fangen. Immer wieder wird berichtet, wie sie jeder Falle, auch wenn sie noch so gut konstruiert war, entkamen. Magie scheint das einzig wirksame Mittel zu sein, um dieser Gefahr wirkungsvoll zu begegnen.

Am furchteinflößendsten ist der Kopf der Monster. Obwohl der Körper annähernd menschliche Formen hat, und auch die Fortbewegung an einen Menschen erinnert, gleicht der Kopf eher dem eines Wolfes. Dichtes kurzes Fell bedeckt den gesamten Schädel und lange spitze Ohren scheinen dem Kir’ass alle Geräusche der Umgebung wahrnehmen zu lassen. Die spitz zulaufende Schnauze mit scharfen Reißzähnen haben nicht selten tapfere Männer in Angst und Schrecken versetzt.

Fast der gesamte Körper ist mit einem dichten rotbraunen Fell bedeckt. Man hat noch nie eine andere Färbung beobachtet. Das Volk erzählt sich Geschichten von einem schwarzen Kir’ass, der eines Tages als Führer aller finsteren Kreaturen, kommen wird, um die Menschen zu versklaven und alles Gute zu vernichten. Allerdings habe ich in meinen Studien nie einen Hinweis gefunden, das dieser große Kir’ass wirklich existiert.

Die Stärke all dieser dunklen Wesen, ist aber die Gestaltwandlung. Es scheint so, daß jedes der Monster in der Lage ist sein Äußeres so weit zu verändern, das er damit jeden Menschen täuschen kann. Schon oft gelangten die Wesen mit dem Gesicht anderer in gut befestigte Lager und richteten viel Unheil an. Die Grenzen dieser Fähigkeit sind nicht zu erkennen, niemand kann sagen, wie oft, oder wie lang die Kir’ass die fremde Gestalt aufrechterhalten können. Ich bin zu folgenden Schluß gekommen: Die Befähigung der Kir’ass ihre Gestalt zu verändern scheint ebenfalls ihre Grenzen zu haben. Kein Kir’ass war bisher in der Lage eine andere Form als die menschliche anzunehmen. Nie scheinen sich die Kreaturen der Finsternis in eine Maus oder ähnlich kleine Lebewesen verwandelt zu haben, immer waren es annähernd menschliche Formen. Auch sein eigenes Gewicht und die eigenen Größe scheint kein Kir’ass verbergen zu können.

Die treuen Priester unserer Herrin arbeiten seit Jahrzehnten an einem Zauberspruch, um die Falschheit des Bösen aufzudecken. Ich bin mir sicher, das wir erfolgreich sein werden und alles Übel von dieser Welt tilgen.

Nicht nur das Äußere, sondern auch die Lebensweise der Kir’ass erinnert an wilde Tiere. Ohne jegliche Zucht und Ordnung leben sie in den düsteren Wäldern, die sich östlich unseres Landes befinden. Dort wo sich das Licht Raanas gegen dunkle Mächte wehren muß, scheinen sich die finsteren Monster aufzuhalten. Nie hat eines Menschen Auge einen Unterschlupf oder gar eine Siedlung entdeckt. Die Kir’ass scheinen wie Wölfe durch die Wälder zu streifen, immer auf der Suche nach arglosen Reisenden, um diese brutal zu töten und deren Fleisch zu fressen.

Selten wurden Gruppe größer als acht Kir’ass beobachtet. Auch meine intensiven Studien in alten Schriften haben wenig Licht ins Dunkel gebracht. Lebensweise und Art der Monster scheint wohl auf immer für uns Menschen verborgen bleiben. Aber ist es im Sinne unserer Göttin so viel über diese Wesen zu erfahren. Vergiftet solches Wissen nicht unseren Geist? Nimm Dich in Acht Wißbegieriger vor den Verlockungen der Weisheit. Schnell wirst Du vom rechten Pfad abkommen!

Schlau und voller Tücke scheint der Geist der Kir’ass. Oft waren sie mit ihren hinterhältige Angriffen und viel List eine Plage für jeden braven Menschen. Sie haben den Gläubigen böse und tödliche Fallen gestellt. Vertraue Niemanden und sei stets auf der Hut vor der Lüge des Bösen. Nur mit dem festen und unerschütterlichen Glauben an Raana sind wir in der Lage den Trug der Finsternis zu durchschauen und dem wahren Glauben gut zu dienen.

Als seien die natürlichen Kräfte nicht genug, haben die Kir’ass durch ihren Pakt mit den dunklen Mächten beachtliche magische Fähigkeiten entwickelt. Jedes dieser Wesen ist in der Lage starke Zauber zu weben um damit Tod und Verderben zu sähen. Oft geschah es, das die Siedlungen der Gläubigen mit riesige Feuerwalzen oder Blitzschlägen zerstört wurden, ohne das eine Gegenwehr möglich war. Schule Dein Verständnis der Magie Wanderer, damit Du gewappnet bist im Kampf gegen die Finsternis. Vertraue den Worten weiser Männer, und nimm deren magische Schutz dankbar an, denn stark und wild lodert die Magie in den Kir’ass. Obwohl augenscheinlich jedes dieser Monster seine Gestalt verändern kann, ist die magische Kraft nicht bei jedem gleich. Einige sind offensichtlich weniger mächtig als andere. Solltest Du auf Deinen Reisen jemals eine Gruppe der Kir’ass treffen, töte zuerst das hinterste Monster, dies ist in allen Beschreibungen, die ich gehört habe, der Anführer bzw. das stärkste Wesen. Ein alter Bauer aus Rizika hat sogar berichtet, das eine Gruppe geflohen ist, nachdem die Dörfler den Anführer mit Pfeilen durchbohrt hatten. Diese unglaublich klingende Geschichte hat sich zu Zeiten Imaels ereignet. Sein Großvater hätte ihm das erzählt.

Abschließen möchte ich meinen Bericht mit einer Warnung an alle Menschen, die das Land Bandorkov bereisen. Nehmt euch in Acht vor den Gefahren der Finsternis. Stark, grausam und verlockend kann sie sein und nur eine Sache werdet Ihr erhalten: den Tod!

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