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Die Mär vom Feuersinger
[Bandorkover Legende]
Vor vielen vielen Jahren, als am Ufer des Rostis noch Leute mit Hundeköpfen lebten, da begab es sich, daß ein Spielmann aus dem Welschlande, wie man damals die Gegend um Donnerbach herum genennet hat, sein Bündel schnürte und hinaus in die Welt zog, wie es der Spielleute Art ist. Da traf er nach einiger Zeit auf den Donnerbach, den man zu jener Zeit nit anders als den Rostis gennenet hat, weil es der alte Name ist, und sagte zu sich selbst: „Ei, da laß uns den Fluß doch folgen, mal sehen wer an seinem Ende wohnet.“ Und so ging der Feuersinger, denn die Leut hatten ihn so gehießen, wegen der Gabe Feuer anzufachen nur mit dem Singen und Lautenspiel, nach Norden, immer am Ufer des großen Flusses entlang. Da kam er in ein Land, wo die Zwerge hausen, tief unten in finstern Höhlen. Die Zwerge warn aber freundlich, weil der Spielmann ihnen vorspielte und sagten: „Das soll dir nit vergessen werden, daß du uns so hast Freud gebracht. Hier hast du ein Hammerli, wenn du solches anschlägst, so soll dir all Arbeit leichter werden.“ Dann gaben sie ihm das Hammerli und einen großen Krug Bier. Der Spielmann bedankte sich fein und ging weiter den Rostis lang, da kam er in einen Wald. Da sah er einen Elfen, dem ward vom vielen Kirschenessen gar übel. Da sagte der Feuersinger zu sich selbst: „Will mal sehen, ob ich dem Elfen nicht das Kirschenessen lehren kann, sagt man doch, daß dem Elfenvolk ist nit gut Kirschenessen.“ Da hub er mit Spielen an und der Elf konnte nit anders als Tanzen und spuckte die ganzen Kirschen wieder aus, da ward ihm gleich besser. Da sagte der Elf: „Das soll dir nit vergessen werden, daß Du mich geheilet hast. Hier nimm dies Spiegelin, wann immer du das anblickst, sollst Du sehen, was die Leut für Gedanken in ihrem Kopfe führen.“ Sprach's und verschwand im Wald. Bald darauf kam der Spielmann zu einer Brücke, da warn Orks, die ham nur drauf gewartet, daß einer rübergeht, den wollten sie um seine Geldkatze berauben. Aber der Feuersinger hat das gemerkt, weil er in das Spiegelin von dem Elfen geschaut hat und hub gleich an mit Singen, da ward die Brücke ganz und gar verbrannt. Da warn die Orkse traurig und ham gesagt, daß ihre Kinder jetzt hungern müssen, weil der Spielmann ihre schöne Brücke verbrannt hat und ham ihn genommen und wollten ihn in einen großen Kupferkessel stecken. Da sagte der Feuersinger: „Laßt mich doch frei und ich will euch eine neue Brücke bauen, noch bevor der Tag wieder anbricht.“ Und die Orks ham gedroht, sie werden eine Suppe aus ihm kochen und Petersilie und andere Spezereien hinzutun, wenn er sie foppen möcht. Aber der Spielman nahm das Hammerli, was ihm der Zwerg gegeben hätt und da ging ihm die Arbeit so von der Hand, daß er gleich zween Brücken gebaut hat noch bevor der Morgen gekommen ward, die waren aus Stein und viel schöner als die alte. Da sagten die Orks: „Das soll dir nit vergessen werden, daß Du uns die Brücken gebaut hast. Fortan sollst Du uns der Pontifex heißen, was Brückenbauer ist. Hier nimm dieses Knöchlin, so du ein Paar Würfel daraus schnitzt, sollst du nit mehr beim Spielen verliern. Und jetzt geh, weil die lange Rede macht uns schon wieder hungrig.“ Da ging der Feuersinger schnell weg und am selben Abend schnitzte er sich Paar Würfel, die ihn immer nur gewinnen ließen, wenn er sie hat rollen lassen.
Da kam er in ein Land da wohnte eine böse Zauberin in einem Schloß. Als die hörte, daß der Feuersinger so viele tolldreiste Dinge gemacht hätt und niemand nit ihm im Singen gleich sein könnt, da hat sie ihn in ihr Schloß eingeladen und ihm geschmeichelt und süssen Met und Lakritz gegeben. Aber der Spielmann hat in sein Spieglin geschaut und gesehen, daß die Zauberin in Wahrheit ein garstig Weib gewesen ist, das ihn nur verführen wollt, wenn er vom Met berauscht war, aber die ward so schrecklich häßlich, daß er gleich wieder mit Singen anhub, da verbrannte das ganze Schloß. Aber die Alte hat einen Geist beschworen, der ward der Beulenmetz gehießen. Der hat dem Feuersinger einen Nachttrunk gereicht und der hat in sein Spieglin geschaut, aber da ward nit zu sehen, was der Beulenmetz für Gedanken geführet hat, denn die Geister sind halt keine Leut nit. Und da ward das ein Gift und der Spielmann ist noch in dieser Nacht dran gestorben. Als das bekannt ward, da sind die Orks hergelaufen und haben gleich die bösen Frauen von dem Schloß vertrieben und den Kopf der alten Zauberin auf eine Stange gespießt und herum getragen und gesagt:“Jetzt soll sie ihre Zauber für uns wirken, weil sie unsern Pontifex umgebracht hätt.“ Da sind die Zwerge gekommen und haben ein Grabmal gebaut für den Feuersinger, das ward ganz aus Stein. Und der Elf ist hergekommen und hat das Spieglin, das Hammerli und die Würfel in das Grab getan aber den toten Spielmann hat er herausgenommen und auf Elfenart beerdigt.